Live Reviews: by Caroline (Pain of Salvation & conXious @ Planet Music 23.2.2007)


Besondere Alben wollen auch live präsentiert werden und das gilt auch für so detailverliebte, ja fast kontroverse Meisterwerke wie "Scarsick". PAIN OF SALVATION wurden an dem Abend von einer kleinen aber feinen Wiener Proggemeinde erwartet und auch wenn es ein wenig traurig war, dass das Planet Music bei so feinster Musikkost nicht voll war, so genoss man als Fan der Schweden die angenehme Atmosphäre. Denn die Kenner und Liebhaber zeigten den ganzen Abend lang stille Bewunderung und hielten sich sogar brav ans Rauchverbot in der Halle - Ein Wunder!
(Caroline)
Wenn der Deimon schon mal gen Wien pilgert, dann mu§ schon etwas Au§ergewöhnliches stattfinden… Okay, oberste PrioritŠt hatte natürlich das Treffen einiger Leute aus dem Forum beziehungsweise vom Stormbringer-Team, aber wenn man das dann auch noch mit zwei genialen Konzerten verbinden kann, steht einem großartigen Wien-Wochenende nichts im Wege.

CONXIOUS, die Wiener Prog-Götter, luden also zum feinen Abschädeln im 6/8el Takt, und als man um ca. 2015 Uhr loslegte, war das Planet Music schon sehr ordentlich gefüllt – scheinbar ist Progressive Metal doch nicht nur was für Musikprofessoren, Mathematiker oder Quantenphysiker, hehe! Der erste Song namens „Portrait of a Lover“ war mir zwar gänzlich unbekannt – ich habe in Vorfeld ja „nur“ die letzte Scheibe „Never Before / Never Again“ in mich aufgesogen – sorgte bei mir schon mal für großes Staunen: die Band präsentierte sich in bestechender Form, hatte einen Mordsspaß in den Backen und verwöhnte uns mit einem klaren, druckvollen Sound. Vorallem Gitarrist Alexander und Schreihals Albert überzeugten durch kräftiges Posen, wobei letztgenannter auch noch über ein geniales Organ verfügt, dass er teils Äußerst gefühlvoll, teils aggressiv einsetzte – wie es sich gehört!

Leider fruchtete die beeindruckende Performance irgendwie nicht wirklich beim Wiener Publikum, selten hab ich so hüftlahme Leute vor der Bühne gesehen… da konnte auch die Tiroler Zwei-Mann-Wall of Death nicht mehr wirklich animieren. Klar, der Sound von CONXIOUS ist natürlich nicht wirklich dazu geeignet, sich die ganze Zeit das Hirn aus der Rübe zu bangen, aber etwas mehr Anteilnahme wäre schon angebracht gewesen. Die Band versuchte zwar immer wieder, die Leute zum Mitklatschen zu begeistern, aber bis auf ein paar Nasen war hier Ebbe angesagt. Egal, bei den mir bekannten Songs sang ich lauthals mit, vor allem „Do You Feel Free Now“ spricht mir aber so was aus der Seele, ein geniales Stück Musik, bei dem ich den Tränen nah war ob der Begeisterung. Mit „Left Behind“ gabs sogar einen neuen Song auf die Lauscher, der Großes verspricht – sobald die neue CD im Kasten ist, wird sie von mir natürlich sofort abgegriffen!

Resümee: die Band hat mich vollends Ÿberzeugt, das Stageacting und die Performance waren State-of-the-Art und der Sound sehr gut – was, wie ich so hörte, im Planet Music ja nicht selbstverständlich sein soll… Mein Appell ans Publikum: das nächste Mal könnt ihr ruhig auch mitsingen und -bangen, macht Euch keine Sorgen, wir sind ja unter uns!
(Deimon)

Setlist:

Portrait Of A Lover
How Could You
Do You Feel Free Now
Left Behind
If It Wasn't
Never Before Never Again
Pity You

Als PAIN OF SALVATION endlich die Bühne betraten, wurden sie zwar herzlich empfangen, das Publikum war in Sachen Bewegungsfreude aber dennoch schwer zu knacken. Andererseits, wer erwartet bei emotionalem Prog Metal schon Moshpits oder schweres Headbangen? Eben! Und die Frage, ob die neuen Songs auch live funktionieren wurde gleich am Anfang mit "Scarsick" und "America" beantwortet. Daniel Gildenlšw zeigte sich als charismatischer Frontman der mit Mimik und Gestik mehr als nur einmal die komplexen Songs unterstrich und noch mehr Feeling aus den Melodien hervorzauberte. PAIN OF SALVATION live ist eben noch intensiver als das, was man auf CD geboten bekommt und die sympathischen Schweden, die nicht nur, eh klar, exzellente Musiker sind, erwiesen sich auch als geborene Entertainer. Der Bewegungsmoment wurde zwar durch die Tatsache eingefroren, dass man hier oft mit fünf Stimmen arbeitete und jeder an einem Mikro klebte, was das Headbangen etwas schwierig machte, doch fiel dies nicht so ins Gewicht. Den Jungs stand die Spielfreude auch so ins Gesicht geschrieben und wenn mal ein gesangsfreier Part blieb, dann nutzten das vor allem die Gitarrengenies um ihre Mähne bzw. Rastas zu schütteln. Und als ob er sein Leben lang nichts anderes gemacht hätte, fügte sich der neue Mann am Bass perfekt in die PAIN OF SALVATION Szenerie ein und zockte fehlerfrei und scheinbar mühelos die komplexesten Basslinien. Den Bassisten im Publikum dürfte bei mehr als einer Gelegenheit der Sabber aus den Mundwinkeln geronnen sein! Als dann auch noch mitten im Set eine spontane Jamsession einberufen wurde, bewiesen alle Musiker noch einmal, was für besondere Talente sie sind und wie viel Spaß sie an

Daniel zeigte sich überhaupt sehr Fannah, geizte nicht mit Ansagen, widmete einen Song den extra angereisten Ungarn und blieb sogar cool als seine Gitarre leichte Stimmprobleme hatte. Gänsehaut pur gab's spätestens bei "Ashes" und als Daniel dann noch alleine auf der Bühne stand, in blaues Licht gehüllt und "Undertow" hauchte, war der emotionale Part perfekt. Unglaublich, wie viel Gefühl hier rüberkam, wie stark der Song live wirkte! Mit den "Remedy Lane" Hits "Second Love" und "Chain Sling" blieben PAIN OF SALVATION außerdem ganz auf ihrem emotionalen Kurs und zauberten in der Mitte des Sets einen Gänsehaut-Marathon der seinesgleichen suchte! Die Überraschung des Abends folgte aber am Ende des regulären Sets, denn PAIN OF SALVATION präsentierten uns tatsächlich den wohl schrägsten Song ihrer Geschichte: "Disco Queen", wobei Daniel noch extra die angestrahlte Discokugel in der Mitte des Saals forderte und den Song als etwas ganz besonderes ankündigte. Und siehe da, die "Disco Queen" funktionierte auch live wunderbar und die Leute hatten unglaublich viel Spaß an dem Stück.

Nach dem üblichen Zugabe-Spielchen gab's erstmal etwas ungewöhnliches, nämlich 'Hallelujah', ein Leonhard Cohen-Cover, das für eine Zugabe erstaunlich ruhig daherkam, aber wieder mal das Gesangstalent sämtlicher Bandmitglieder bewies! "Cribcaged" vom neuen Album und der "Perfekt Element"-Klassiker 'Used' beendeten 100 Minuten Prog-Himmel und hinterlie§en einen Wow-Effekt, der den Wunsch nach mehr solchen musikalischen Offenbarungen laut werden ließ. Am Ende sah man alle PAIN OF SALVATION-Mitglieder noch am Merch-Stand Autogramm- und Foto-Wünsche erfüllen und mit den Fans quatschen, was einen zusätzlichen Sympathie-Bonus gab.
(Caroline)

Setlist:

Scarsick
America
!
Nightmist
Handful Of Nothing
New Years Eve
Ashes
Undertow
Pledge/Second Love
Chain Sling
Diffidentia
Flame To The Moth
Disco Queen
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Hallelujah (Leonhard Cohen Cover)
Cribcaged
Used